2020/#6 Dezember Archive - APA-Value-News https://value-news.apa.at/tag/2020-6-dezember/ Wed, 02 Dec 2020 09:03:03 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.1.4 Woche 45 – Hochbetrieb im „Remote-Newsroom“ https://value-news.apa.at/woche-45-hochbetrieb-im-remote-newsroom/ https://value-news.apa.at/woche-45-hochbetrieb-im-remote-newsroom/#respond Wed, 02 Dec 2020 09:03:03 +0000 https://value-news.apa.at/?p=2968 Frage: 80 bis 90 Prozent der APA-Redaktion arbeitet seit Mitte März im Home Office. Welche Auswirkungen hatte das auf die Berichterstattung am 2. November? Johannes Bruckenberger: Die Redaktion hatte gerade ein sehr personalintensives Wochenende hinter sich. Die Regierung hatte am Samstag einen „Lockdown Light“ beginnend mit Dienstag verkündet. Das hieß Hochbetrieb für unsere Journalistinnen und […]

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Frage: 80 bis 90 Prozent der APA-Redaktion arbeitet seit Mitte März im Home Office. Welche Auswirkungen hatte das auf die Berichterstattung am 2. November?

Johannes Bruckenberger: Die Redaktion hatte gerade ein sehr personalintensives Wochenende hinter sich. Die Regierung hatte am Samstag einen „Lockdown Light“ beginnend mit Dienstag verkündet. Das hieß Hochbetrieb für unsere Journalistinnen und Journalisten, Kameraleute, Fotografen und InfografikerInnen. Am Montag waren wir dann vor allem mit den letzten Planungen für den Lockdown-Beginn und die US-Wahlnacht von Dienstag auf Mittwoch beschäftigt. Die erste Info vom Terroranschlag langte bei uns durch einen unserer Fotografen ein, der die Ereignisse in der Wiener Innenstadt mitbekommen hatte. Im Newsroom in der APA-Zentrale waren um diese Zeit Home-Office-bedingt bereits alle Lichter aus, aber die Maschinerie unseres „Remote-Newsroom“ ist sofort angesprungen. Via MS Teams wurden ReporterInnen, Fotografinnen und Fotografen sowie Kameraleute Richtung Innenstadt dirigiert. Ein Team aus Innenpolitik und Chronik hat sich um die aktuellen Recherchen gekümmert. Für unsere Online-Kundinnen und -Kunden haben wir sehr rasch einen Liveblog gestartet, der in der Folge über 1,4 Millionen Abrufe erreichen sollte.

War man auf einen solchen Terroranschlag vorbereitet?

In den ersten Minuten und Stunden nach einem Terroranschlag ist die Lage meist chaotisch, unübersichtlich, und es kursieren viele Falschinfos. Soziale Netzwerke verstärken diese Effekte, eine Flut an Einzelwahrnehmungen und Infos verstellt den Blick auf das Gesamtbild. Für uns als Nachrichtenagentur gilt in solchen Momenten die Devise: Wir berichten, was wir verifizieren können, gesichert wissen und von offiziellen Stellen bestätigt wird. Keine Spekulationen und Gerüchte, keine Verbreitung von sensationsheischenden Social-Media-Posts oder Aufnahmen, die verstörend sein könnten, die Terroropfer ihrer Würde berauben oder Terroristen eine Plattform geben.

„Wir berichten, was wir verifizieren können.“

Johannes Bruckenberger

Es gab intensive Diskussionen darüber, ob Medien den Namen des Terroristen nennen sollen …

In erster Linie geht es darum, den Terroristen nicht zu mystifizieren. Zugleich handelt es sich um eine Person der Zeitgeschichte und die Frage „Wer“ gehört zu den wesentlichen „Ws“ jedes journalistischen Berichts. Im Basisdienst haben wir den Namen immer wieder genannt, nicht im Titel oder Untertitel, aber als nüchterne Information im Text. So wie wir das auch in der Vergangenheit bei Terroranschlägen getan haben. Zugleich haben wir auf Selbstinszenierungen des Täters, etwa in Fotos, bewusst verzichtet. Die APA-Datenbank ist eine Art „Gedächtnis der Nation“, wie es ein Medienjournalist einmal formuliert hat. Einen Namen aus der Geschichte zu streichen mag eine berechtigte politische Entscheidung sein, es ist aber nicht Aufgabe einer unabhängigen Nachrichtenagentur, das zu tun.

„Die APA-Datenbank ist eine Art ‚Gedächtnis der Nation‘.“

Johannes Bruckenberger

In Österreich haben aber viele Medien von einer Namensnennung Abstand genommen.

Darum haben wir überall dort, wo wir unsere Medienkunden direkt beliefern – etwa in den APA-Lines – auf eine Namensnennung verzichtet. Die Namensnennung nach solchen Terroranschlägen hat oft mit der unmittelbaren Nähe und Betroffenheit zu tun. In Neuseeland hat man sich nach dem Terroranschlag von Christchurch darauf verständigt, den Namen des rechtsextremen Attentäters nicht zu nennen, in Österreich haben viele Medien eine ähnliche Vorgangsweise gewählt. Im angelsächsischen Raum ist es wiederum völlig normal die Namen von Terroristen zu nennen. Reuters, Washington Post oder auch der Economist haben den Namen des Wien-Attentäters genannt – sachlich, nüchtern ohne Sensationseffekte. Das ist auch ein weiterer Grund, warum wir den Namen in unserer Berichterstattung schreiben, weil wir mit dem APA-Basisdienst die Verbindung zum Weltagentur- und Weltnachrichtennetz herstellen und solche Infos von unseren Partneragenturen erwartet werden.

Stichwort Weltnachrichten – neben Lockdown und Terror war Woche 45 durch ganz besondere Weltnachrichten dominiert …

Sie meinen diese unendliche US-Wahlnacht, die von Mittwochfrüh bis Samstagabend gedauert hat, bis endgültig klar war, dass Biden über Trump siegt? Es war eine wirklich außergewöhnliche Woche mit gleich drei großen Nachrichtenlagen in einem insgesamt außergewöhnlichen Jahr. Die gesamte Redaktion hat sich großartig geschlagen. Wir stecken in diesem Jahr in einem Marathon, der sich wie ein Sprint anfühlt. Die Arbeit im „Remote-Newsroom“ fordert uns noch mehr in unseren Kreativitätsprozessen, sie hat uns da und dort aber auch noch effizienter gemacht. Die komplexeren Kommunikations- und Koordinationswege sind für alle eine Herausforderung, aber so ist das in einer Pandemie.

„Wir stecken in diesem Jahr in einem Marathon, der sich wie ein Sprint anfühlt.“

Johannes Bruckenberger

Im Zusammenhang mit Corona gibt es nach wie vor auch viel Kritik an den Medien. Zu viel und zu hysterisierend, was die Gefahren durch das Virus betrifft, so nur eine der Vorhaltungen.

Den Overkill-Vorwurf kann ich nicht nachvollziehen. Dem steht auch das große Interesse der Bevölkerung gegenüber. Alle klassischen Medien verzeichnen Reichweitenrekorde und Höchststände bei Zugriffszahlen. Es gibt eine große Nachfrage nach faktenbasierten und vertrauenswürdigen Nachrichten. Wir sehen uns seit Monaten vor einer außergewöhnlichen Nachrichtenlage. Der Umfang der Berichterstattung ist dem Anlass angemessen. Was uns besonders hilft, ist der hohe Stellenwert, den die Wissenschaftsberichterstattung in der APA immer schon hatte. Wir haben im Basisdienst und bei APA-Science ein Team aus fünf Journalistinnen und Journalisten, das sich ausschließlich mit Wissenschaftsthemen beschäftigt, und Corona ist letztlich eine Wissens- und keine Glaubensfrage.

Ein anderer zentraler Kritikpunkt: Die Medien seien zu unkritisch gegenüber der Politik.

Das sieht die Politik sicher anders. Fragen Sie dort nach. Gerade in den vergangenen Wochen gab es viele kritische Berichte und Meldungen zu den Versäumnissen der Politik über den Sommer oder den mangelhaften Beitrag des Föderalismus zur Bewältigung der Krise. Medien sind ein Produkt der Aufklärung, sie werden Mächtigen und Regierenden immer in kritischer Distanz gegenüber stehen. Das ist unser Dienst an der Demokratie.

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(Un-)verständliche Wissenschaft https://value-news.apa.at/un-verstaendliche-wissenschaft/ https://value-news.apa.at/un-verstaendliche-wissenschaft/#respond Wed, 02 Dec 2020 08:49:14 +0000 https://value-news.apa.at/?p=2891 Gerade im Ausnahmejahr 2020 lesen, sehen und hören wir allerorts, wie Virologinnen, Epidemiologen, StatistikerInnen und Co. uns Pandemie, Prävalenz, 7-Tage-Inzidenz, Aerosole und Antikörper, PCR oder RNA erklären. Doch auch abseits von Corona bemühen sich mehr und mehr ForscherInnen der verschiedenen Disziplinen um eine verständliche Vermittlung und Darstellung ihrer Inhalte. Etwas „Jahrmarktzauber“ darf es auch sein, […]

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Gerade im Ausnahmejahr 2020 lesen, sehen und hören wir allerorts, wie Virologinnen, Epidemiologen, StatistikerInnen und Co. uns Pandemie, Prävalenz, 7-Tage-Inzidenz, Aerosole und Antikörper, PCR oder RNA erklären. Doch auch abseits von Corona bemühen sich mehr und mehr ForscherInnen der verschiedenen Disziplinen um eine verständliche Vermittlung und Darstellung ihrer Inhalte. Etwas „Jahrmarktzauber“ darf es auch sein, wenn es um die Grundlegung wissenschaftlichen Interesses geht, so der Tenor bei der APA-Science-Diskussionsrunde.

Markus Arndt, Uni Wien

„Quantenphysik ist nicht unverständlich, sondern nur unbegreifbar.“

Quantenphysiker Markus Arndt, Universität Wien

Mit einem interaktiven Quantenforschungssimulator für SchülerInnen, virtuellen Laborführungen oder mit dem direkten Zeigen von Experimenten – inklusive dem vielen notwendigen Schrauben und Basteln – erklärt Arndt die den Alltagserfahrungen häufig zuwiderlaufenden Konzepte und Ideen. Auch wenn die oft aufwendige Vermittlungsarbeit „nicht extra honoriert“ wird, seien vor allem junge ForscherInnen motiviert, dies zu tun, „weil es eigentlich Spaß macht“. Die Motivation sei da, die Zeit oft eher nicht.

Gerlinde Heil

„Wichtig ist die Offenheit zur Wissenschaft und das Bewusstsein: ‚Ich bin ein Teil der Wissenschaft und die Wissenschaft ist Teil meiner Umgebung‘.“

Gerlinde Heil, Gründerin und Leiterin der Wissenschaftsvermittlungsinitiative „Science Pool VIF“ und des Museums der Nerdigkeiten

Der Jahrmarkt sei ein wichtiges Hilfsmittel in der verständlichen Vermittlung von Wissenschaft und Forschung bei den jüngeren Zielgruppen. Mit dem Ziel, eine positive Haltung gegenüber Wissenschaft zu generieren, schafft Heil den Rahmen für kreative Projekte, die es Kindern und Jugendlichen ermöglichen, Teil der „Show“ zu sein. Dabei geht es um das aktive Erzeugen von Fragen und die Suche nach Antworten, also die Vermittlung von „(Vor-)Wissenschaft“.

Michael Hlava

„Mit dem Ansinnen, für verschiedene Zielgruppen Informationen auf verschiedenen Komplexitätsniveaus – bis hin zu „Simplicity till it hurts“ – anzubieten, sind wir nicht immer offene Türen eingerannt.“

Michael Hlava, Leiter Kommunikation Austrian Institute of Technology (AIT)

Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatorinnen wissen um die notwendige Vereinfachung von Forschungsarbeiten für die Wissenschaftsvermittlung. Jede sprachliche Veränderung sei jedoch auch zu einem gewissen Grad eine inhaltliche Veränderung, der nicht alle ForscherInnen im gleichen Ausmaß zustimmten, weiß Hlava aus seiner Erfahrung beim AIT. Ihr Bewusstsein für die verständliche Aufbereitung von Projekten hätten die ForscherInnen allerdings bereits im Rahmen von Förderanträgen in den vergangenen Jahren sehr geschärft.

„Es geht um zielgruppengerechte Sprache – das bedeutet nicht, dass es besonders einfach sein muss.“

Christian Kneil, Leiter APA-MultiMedia und Newsmanager

Mit dem Nachrichten-Dienst „TopEasy“ leistet die APA in Kooperation mit dem Grazer Übersetzungsunternehmen capito vielfach Pionierarbeit für ein besseres Verständnis komplexerer Texte. Mittlerweile bieten zahlreiche Medien Nachrichten in leicht verständlicher Sprache an. Auch im oft hochkomplexen Wissenschaftsbereich lässt sich das Prinzip anwenden – man müsse sich genau überlegen, was es zu erzählen gibt, Abstriche bei der Länge des Beitrages machen, die Geschichte insgesamt anders schreiben und Begriffe noch stärker erklären – oft auch mit Bildern und Grafiken.

„Es braucht die Begeisterung von der Person, die Wissenschaft vermitteln will.“

Petra Siegele, Leiterin des Bereichs Public Science im Österreichischen Austauschdienst (OeAD)

Wie im journalistischen Bereich brauche es auch in Bildungseinrichtungen viel Engagement und Ausdauer, um Wissenschaft und Forschung verständlich aufzubereiten. Als „unbezahlbares“ Vehikel habe sich der direkte Kontakt zwischen SchülerInnen und WissenschafterInnen erwiesen. Eine Begegnung auf Augenhöhe führe niederschwellig weg vom Bild des „Mannes mit dem langen Bart“ im Forschungslabor. Ausreichend honoriert würden diese Bemühungen durch das vorherrschende Wissenschaftssystem allerdings noch nicht.

Das gesamte Event nachsehen

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Als die Schranke runterging https://value-news.apa.at/als-die-schranke-runterging/ https://value-news.apa.at/als-die-schranke-runterging/#respond Wed, 02 Dec 2020 08:47:51 +0000 https://value-news.apa.at/?p=2895 Zuletzt waren es vor allem Artikel über Donald Trump oder zur Ausbreitung des Coronavirus, die der „New York Times” neue Leser bescherten. Und zwar vor allem Digital-Kundinnen und -Kunden. Jetzt im dritten Quartal 2020 war der digitale Umsatz erstmals größer als der analoge. Vor zehn Jahren, am 24. November 2010, kündigte die weltweit bekannte Zeitung […]

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Zuletzt waren es vor allem Artikel über Donald Trump oder zur Ausbreitung des Coronavirus, die der „New York Times” neue Leser bescherten. Und zwar vor allem Digital-Kundinnen und -Kunden. Jetzt im dritten Quartal 2020 war der digitale Umsatz erstmals größer als der analoge.

Vor zehn Jahren, am 24. November 2010, kündigte die weltweit bekannte Zeitung an, online erstmals Geld zu verlangen. Im März 2011 wurde dann die Paywall hochgezogen. Seither wuchs das Internet-Geschäft rapide.

Es war vor wenigen Wochen – die Nachrichtenwelt schaute gebannt auf die Wahlen in den USA – als die „New York Times” vielversprechende Zahlen präsentierte: 6,9 Millionen laufende Abonnements zählte sie bis Ende September. Mehr als sechs Millionen davon im Digitalbereich – ein weiterer deutlicher Anstieg. 2015 waren es noch 1,3 Millionen gewesen. Dann wurde Donald Trump Präsident, die Zeitung brillierte mit Enthüllungen und die Zahl der Online-Leserinnen und -Leser stieg so kräftig an wie zuletzt die Corona-Kurve der USA auf der „New York Times”-Seite.

Geschäftsführerin Meredith Kopit Levien betonte, dass die „New York Times” auf keine einzelne Exklusivgeschichte oder ein einziges Thema angewiesen sei, um ihr Wachstum voranzutreiben: „Unsere App bot in dieser Woche sowohl die beste Echtzeitansicht der Wahlen als auch vom Virus – und ebenso eine Anleitung, wie Sie sich am besten von beiden ablenken können”, sagte sie Anfang November.

Digitale Angebote immer wichtiger

Tatsächlich werden digitale Angebote abseits der Nachrichten für die „New York Times” immer wichtiger. Bereits 1,4 Millionen Nutzerinnen und Nutzer haben ein Abo mit Zusatzdiensten wie Kochtipps und Kreuzworträtseln abgeschlossen. Beides Dinge, die gerade während einer weltweiten Pandemie und viel Zeit zuhause an Bedeutung gewonnen haben. Doch Corona dürfte mit funktionierenden Impfstoffen bald ein kleineres Thema werden, auch das Ende von Donald Trumps Ära zeichnet sich ab.

Es bleibt abzuwarten, ob die „New York Times” ihr ehrgeiziges Ziel von zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten bis 2025 auch ohne treibende Kernthemen erreichen kann. Doch eins ist sicher: Der Erfolg der Zeitung läuft nur über die Digitalsparte, denn sie ist der einzige Bereich, der wächst. Die teureren insgesamt rund 800.000 Print-Abos – in verschiedenen Ausführungen – und mit ihnen die Werbeeinnahmen der Papier-Zeitung gehen unterdessen stetig zurück.

Der Einfluss der Digitalisierung zeigt sich deutlich, wenn man auf den Gesamtumsatz des Konzerns schaut. Dieser war im Jahr 2006 noch bei deutlich mehr als drei Milliarden US-Dollar gelegen und sank bis 2012 um die Hälfte auf 1,59 Milliarden. Seitdem konnte die „New York Times” das Geschäftsvolumen zunächst stabilisieren und dann wieder Stück für Stück steigern. 2019 lag der Umsatz bei 1,81 Milliarden.

Mehr Geld hinter der Paywall

Bei den Erlösen fand in den vergangenen Monaten erstmals ein wichtiger Wechsel statt: Die gedruckte Zeitung der „New York Times” machte im dritten Quartal diesen Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit 145,7 Millionen Dollar 3,8 Prozent weniger Umsatz – der Erlös stieg durch die digitalen Produkte aber um 34 Prozent auf 155,3 Millionen. Die Inhalte hinter der Paywall erwirtschafteten im direkten Vergleich also mehr als die im Print.

Das kräftige Online-Wachstum mit geringeren Margen und Werbeeinnahmen muss den langsamen Niedergang des einträglichen Print-Geschäfts auffangen. Dafür muss die Leserschaft weiter stark zunehmen.

Für Wachstum soll auch der boomende Podcast-Bereich sorgen. 2017 startete die „New York Times” ihren kostenlosen täglichen Podcast „The Daily”, in dem ein Thema des Tages in 20 bis 30 Minuten erklärt wird und der mit mehr als zwei Millionen Hörerinnen und Hörern täglich ein riesiger Erfolg ist. Daran will die Zeitung mit ihren jüngsten Investitionen anknüpfen: Neben Start-ups kaufte sie die Avantgarde-Audioschmiede „Serial Productions” für 25 Millionen Dollar.

Das Schicksal der klassischen „New York Times” auf Papier, die morgens zusammengerollt vor den Eingängen der New Yorker Sandsteinhäuser liegt, scheint festzustehen. Im August sagte der ehemalige Geschäftsführer Mark Thompson im Interview mit der Unternehmensberatung McKinsey: „Das Print-Produkt der Times wird wahrscheinlich bis in die 2030er Jahre überleben.”

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Media for Democracy Monitor 2020 https://value-news.apa.at/media-for-democracy-monitor-2020/ https://value-news.apa.at/media-for-democracy-monitor-2020/#respond Wed, 02 Dec 2020 08:46:23 +0000 https://value-news.apa.at/?p=2906 In vielen Ländern gehen die finanziellen Mittel für investigativen Journalismus zunehmend aus. Beschleunigt wird dieser Trend durch die Coronakrise. Das ist ein Ergebnis des globalen Forschungsprojekts „Media for Democracy Monitor 2020″ (MDM). Für Österreich habe die Untersuchung ergeben, dass heuer mehr Journalistinnen und Journalisten investigativ arbeiten als vor zehn Jahren. Medienhäuser würden ihre Redaktionen verkleinern, […]

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In vielen Ländern gehen die finanziellen Mittel für investigativen Journalismus zunehmend aus. Beschleunigt wird dieser Trend durch die Coronakrise. Das ist ein Ergebnis des globalen Forschungsprojekts „Media for Democracy Monitor 2020″ (MDM). Für Österreich habe die Untersuchung ergeben, dass heuer mehr Journalistinnen und Journalisten investigativ arbeiten als vor zehn Jahren.

Medienhäuser würden ihre Redaktionen verkleinern, ganze Investigativteams Sparmaßnahmen zum Opfer fallen. So würden in Chile investigative Recherchen nur noch von freien Journalistinnen und Journalisten zugekauft oder bei spezialisierten Redaktionsbüros in Auftrag gegeben. Auch in Australien haben die führenden Nachrichtenmedien laut den Forschern – abgesehen von den Fernsehveranstaltern – ihre Budgets für investigative Aufgaben zusammengestrichen.

Trotz Wirtschaftskrise nicht auf investigativen Journalismus verzichtet wird laut der Studie in Skandinavien und Großbritannien. In Schweden reservierten die national verbreiteten Nachrichtenmedien zehn Prozent ihres Budgets für diesen Zweck. Auch in Dänemark genieße investigativer Journalismus weiterhin Priorität.

„Ein Stück vorangekommen“ seien Österreichs Nachrichtenmedien, erklärt Projektleiter Josef Trappel von der Universität Salzburg. Im Vergleich zu 2009 seien 2019 mehr finanzielle Ressourcen in den investigativen Journalismus geflossen. „Die Sensibilität in Österreich ist gestiegen. Auch der Stellenwert von investigativer Arbeit. Heute sind Zusammenschlüsse zu diesem Zweck zwischen Medien möglich, die vor zehn Jahren noch undenkbar waren“, so Trappel.

Allerdings setze die Krise auch die österreichischen Medien unter Druck. Sie behelfen sich laut Trappel mit Ad-hoc Teams, bündeln Ressourcen gemeinsam mit anderen Medien oder decken die Kosten aus dem laufenden Budget.

Die Untersuchung wurde unter dem Dach der Euromedia Research Group im ersten Halbjahr 2020 in 18 Ländern weltweit durchgeführt. Für Österreich nimmt die Universität Salzburg an dem Forschungsverbund teil. Die gesamte Studie soll im Frühjahr 2021 öffentlich präsentiert werden. Erste Ergebnisse zur Coronakrise wurden bereits im September veröffentlicht.

Weitere Informationen

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