Clemens Pig und Peter Kropsch diskutierten bei den Österreichischen Medientagen über Sharing Economy, Innovationen und die Rolle des Agenturjournalismus in einer 24/7 –Newswelt
v.l.n.r.: Walter Hämmerle (Moderation), Peter Kropsch (dpa), Clemens Pig (APA)

Die neuen Routen der Newslieferanten

Clemens Pig und Peter Kropsch, die CEOs der größten Nachrichtenagenturen des deutschsprachigen Raums, diskutierten bei den Österreichischen Medientagen über Sharing Economy, Innovationen und die Rolle des Agenturjournalismus in einer 24/7 –Newswelt.

Hochkarätige Speaker aus Medien, Technologie, Wissenschaft und Politik versammelten sich am 25. und 26. September im Erste Campus in Wien, um über die „Stunde Null. Die neue Medienrealität“ zu diskutieren. Dabei standen nicht nur die klassischen Medienformate (Print, Online, TV und Radio) im Mittelpunkt, sondern im Rahmen eines Panels auch die Rolle unabhängiger Nachrichtenagenturen mit ihren Strategien im digitalen Wandel.

Kooperatives Wirken

Atte Jääskeläinen, Professor und Senior Visiting Fellow an der London School of Economics und ehemaliger CEO einer finnischen Nachrichtenagentur, betonte in seinem Impulsvortrag die Bedeutung von Plattform-Modellen für Nachrichtenagenturen. Im Digitalzeitalter komme den Agenturen etwa bei der Kostenteilung mit den Anteilseignern bei der Implementierung neuer Technologien eine wichtige Rolle zu. Ungebrochen sei auch das hohe öffentliche Interesse an wahrheitsgeprüften Informationen.

„Nachrichtenagenturen sind von jeher Plattformprojekte“, bekräftigte APA-CEO Clemens Pig, der gemeinsam mit Peter Kropsch, Geschäftsführer dpa Deutsche Presse-Agentur, am Panel darüber diskutierte, wie sich das Geschäft der Nachrichtenagenturen in einer 24/7–Newswelt verändert. Ob Allianzen für Login- und Bezahlsysteme oder gemeinsame Ausspiel- und Werbeplattformen – unabhängige Nachrichtenagenturen bieten die bestmöglichen Voraussetzungen, medienübergreifende Projekte zu realisieren, erklärte Pig. Er verwies im Zuge dessen auf die Sharing-Economy-Strategie, denn gemeinsame Anstrengungen und Schulterschlüsse seien in der Schaffung und Finanzierung von neuen technologischen Lösungen für die Medienproduktion mittlerweile unerlässlich geworden.

Nachrichtenagenturen sind von jeher Plattformprojekte.

Clemens Pig
Peter Kropsch (dpa) und Clemens Pig (APA) auf den Österreichischen Medientage
Markus Wache

„Wir arbeiten gemeinschaftlich mit und für unsere Anteilseigner“, so Pig weiter. Wichtiger noch als der Gewinn sei die Profitabilität. Die „redaktionelle Unabhängigkeit durch wirtschaftliche Stärke“ sei das „gemeinsame Credo“ der unabhängigen Nachrichtenagenturen Europas. Diese sieht Pig als „Gesamtkunstwerke“, die im Zusammenwirken mit „angeschlossenen Geschäftsfeldern“ ihre Wirtschaftlichkeit absichern.

Zuverlässigkeit vor Geschwindigkeit

Befragt nach der Rolle der Geschwindigkeit für Nachrichtenagenturen machte dpa-Chef Peter Kropsch deutlich, dass Zuverlässigkeit wesentlich wichtiger sei als Schnelligkeit. „Nachrichtenagenturen sind eine Art Sicherheitsnetz“ und der Bereich, der am schnellsten wachse, sei „Verification“. Die dpa führt laut Kropsch monatlich etwa 50 Fake-Checks durch – Falschmeldungen können so aufgedeckt werden. „Geschwindigkeit und Richtigkeit stehen immer in einem Spannungsfeld“, pflichtete Pig bei, unabhängige Nachrichtenagenturen seien aber Garanten für Check, Re-Check und Double-Check und damit für faktenbasierte und verifizierte Informationen.

Nachrichtenagenturen sind eine Art Sicherheitsnetz.

Peter Kropsch

Innovativ und flexibel in die Zukunft

Die beiden Agentur-Chefs waren sich einig, dass in einer technologiegetriebenen Medienbranche Innovationen unerlässlich seien. Die Plattform „zu einem digitalen Werkzeug der Medien zu machen“ ist nach Pigs Ansicht das „zukunftsorientierte Konzept“ für Nachrichtenagenturen. Kropsch bezeichnete Innovationen als „Lebensversicherung“ und ergänzte: Man müsse „adaptiv und kreativ“ sein, um gut gerüstet in die Medienzukunft blicken zu können.