Wiener Riesenrad

#machmablau

Christoph Jünger, UNICEF Österreich-Geschäftsführer, und Lisa Heidegger-Haber, Pressesprecherin & Kommunikation, im APA-Value-Interview über aktuelle UNICEF-Programme und Kampagnen für Kinder in Not.


Sie feiern 2021 Ihr 75-jähriges Bestehen – wie begehen Sie dieses Jubiläum?

Christoph Jünger
Christoph Jünger, Geschäftsführer UNICEF Österreich

Jünger: Heuer am 11. Dezember feiert UNICEF sein 75-jähriges Bestehen. Wir freuen uns, dass UNICEF das letzte dreiviertel Jahrhundert das Leben von so vielen Kindern verbessern und viele Leben retten konnte. Trotzdem muss man ehrlich sagen, dass aktuell kein Anlass zum Feiern besteht. Das Leben, die Gesundheit und das Wohl von Millionen Kindern sind weltweit bedroht – und die Lage hat sich aufgrund der Pandemie, der Klimakrise und zahlreicher Konflikte massiv verschärft. Keine Zeit zum Feiern, Zeit zu handeln!

Wir begehen daher das Jubiläum mit einer Dachkampagne zur Unterstützung für Kinder in Not mit Unterstützung und Einsatz von prominenten Persönlichkeiten, die alle ihre Leistung pro bono in den Dienst der guten Sache gestellt haben.

Darüber hinaus unterstützen auch Gemeinden und Unternehmen im Rahmen unserer Aktion #machmablau die Sichtbarkeit von Kinderrechten, in dem sie zwischen 20.11. und 11.12. Gebäude, Sehenswürdigkeiten und Plätze blau beleuchten.

UNICEF Österreich befasst sich im weitesten Sinne mit dem Thema Kindeswohl, aber auch insbesondere mit dem Thema der Kinderrechte. Worauf legen Sie hier Ihren Fokus?


Jünger: Als nationales Komitee für UNICEF ist es unser Mandat, zum Einen, Beiträge für die internationale Arbeit von UNICEF zu sammeln, und zum Anderen setzen wir uns in Österreich im Rahmen unserer Advocacy-Arbeit für Kinderrechte ein. Der Fokus unserer Kinderrechtsarbeit hier in Österreich liegt aktuell auf dem Thema Partizipation. Kinder und Jugendliche haben bei Themen, die sie selbst, ihre Lebenswelten und ihre Zukunft betreffen, ein Mitspracherecht.

Über die UNICEF-zertifizierten „Kinderfreundlichen Gemeinden“ arbeiten wir an einer Umsetzung auf lokaler Ebene. Mit „Kinderrechte-Schulen“ – eine neue Initiative, die ab dem Schuljahr 2022/23 startet – wird ein ganzheitlicher Ansatz zu Kinderrechten in Schulen umgesetzt.

Dieses UNICEF-Programm hat das Ziel, die Situation für Kinder und Jugendliche zu verbessern und einen positiven gesamtgesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Teilnehmende Schulen starten mit einem mehrstufigen Kinderrechte-Training für das Schulpersonal zu den Themen Partizipation, Vielfalt & Nichtdiskriminierung, Gewaltprävention sowie Kinderrechte global & SDGs. Nach erfolgreichem Durchlaufen dieses Trainings und der Umsetzung von Maßnahmen gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern erhält die Schule das Zertifikat „Kinderrechteschule“. Ich darf alle interessierten Schulen dazu einladen, sich vormerken zu lassen.

Welche Projekte liegen Ihnen derzeit speziell am Herzen?

Jünger: Neben unseren Projekten in Österreich selbst haben wir uns aktuell zwei wesentliche Themen als Schwerpunkt gesetzt: Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und Hunger. Angetrieben durch die Pandemie hat das Thema der mentalen Gesundheit an Bedeutung gewonnen, wenn auch die Lage bereits zuvor alarmierend war. Nach wie vor kann ich hier nur betonen: Schauen wir nicht weg, lernen wir offen darüber zu sprechen, schaffen wir niederschwellig Angebote für Kinder und Jugendliche, die Hilfe brauchen.

Hunger ist leider aufgrund der Pandemie und der Klimakrise mehr denn je eine Lebensbedrohung für Millionen Kinder weltweit. Alle 13 Sekunden stirbt ein Kind, weil es nicht ausreichend Nahrung bekommt. In Krisenregionen wie Afghanistan, dem Jemen oder Äthiopien ist die Situation besonders dramatisch. Schauen wir auch hier nicht weg und unterstützen wir.

Wie hat sich die Medien- und Kommunikationsarbeit in Ihrem Tätigkeitsbereich entwickelt? Gab es im Zuge der Digitalisierung und womöglich auch im Zuge der Coronakrise besondere Veränderungen?

Lisa Heidegger-Haber
Lisa Heidegger-Haber, Pressesprecherin & Kommunikation UNICEF Österreich

Heidegger-Haber: Unsere Medien- und Kommunikationsarbeit hat sich in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt und hat sicherlich innerhalb der letzten zwei Jahre, sowohl vom Umfang als auch vom positiven Niederschlag her, einen beachtlichen Sprung gemacht. Natürlich hat sich die Digitalisierung auch bei uns bemerkbar gemacht – wir sind aktuell gerade in einem Digitalisierungsprozess, um künftig noch fitter in diesem Bereich zu sein. Digital stellt einen großen Schwerpunkt für das Österreichische Komitee für UNICEF und im Rahmen unserer gesamten Kommunikationsstrategie für die nächsten Jahre dar.

Die Corona-Krise hat zu dieser Entwicklung ihren Teil beigetragen – ich würde sagen, sie bis zu einem gewissen Grad vor allem beschleunigt. TV, zum Beispiel, hat allerdings gerade während der Lockdowns ein Revival erlebt. TV heutzutage ist allerdings nicht mehr rein Fernsehkonsum im ursprünglichen Sinn – die Grenzen zu Digital sind verschwommen, wenn man an TV on Demand z.B. denkt.

Wir versuchen unsere Medien- und Kommunikationsarbeit natürlich laufend an neue Entwicklungen und Veränderungen anzupassen. Im Idealfall gelingt es, neue Trends bereits vorab zu antizipieren. Als rein aus freiwilligen Spenden finanzierte NGO sind unsere Mittel hier natürlich begrenzt und wir sind auf die Unterstützung von Partnern angewiesen.

Wie wirkt sich das aktuelle Mediennutzungsverhalten auf Ihre Kampagnen aus? Und welche Herausforderungen bringen diesbezügliche Veränderungen etwa in der Medienbeobachtung mit sich? 


Heidegger-Haber: Unsere Kampagnen bzw. generell unsere Kommunikationsaktivitäten richten wir klarerweise so gut als möglich auf unsere Spendersegmente und ihr mediales Nutzungsverhalten aus. Im Vergleich zu Profit-Unternehmen sind unsere Möglichkeiten mangels finanzieller Ressourcen allerdings limitiert. Mittels Ansätzen rund um Segmentierung und einer schärferen Markendefinition sowie durch engen Austausch mit anderen Nationalen Komitees von UNICEF werden wir unseren Mix in den kommenden Monaten und Jahren anpassen und erweitern.

Wir nutzen klassische Medien wie Out of Home, Hörfunk etc. nach unseren Möglichkeiten, sprich der Verfügbarkeit von pro bono-Plätzen. Eine professionelle Medienbeobachtung ist das A und O, um den Niederschlag der eigenen Presseaktivitäten zu messen. Online ist das selbst zwar möglich, aber niemals vollständig. Im Bereich Print, TV und HF haben wir gar keine Chance, unsere Clippings selbst zu tracken.

Welche Dienste der APA beziehen Sie aktuell, wie und warum nutzen Sie hier Angebote der APA-Gruppe?


Heidegger-Haber: Wir nützen laufend die Medienbeobachtung durch APA-Comm für unseren medialen Niederschlag im Print. Aktuell auch zzgl. für HF & TV, da wir hier großzügiger Weise die Leistung bis Ende des Jahres pro bono erhalten. Es ist für uns essenziell zu wissen, welche unserer Themen besondere mediale Resonanz erfahren, und einen guten Überblick über die Berichterstattung zu haben. Auch APA-OTS nutzen wir laufend, um unsere Presseinformationen zu verbreiten. Heuer durften wir Ende Oktober auch eine Pressekonferenz im APA-Pressezentrum abhalten. Eine wirklich sehr empfehlenswerte Location – im Sinne der Ausstattung und Betreuung – für eine Pressekonferenz. Wie Sie sehen beziehen wir sehr gerne APA-Leistungen.  

Die Geschichte von UNICEF

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen wurde am 11. Dezember 1946 gegründet, um für die Millionen Kinder im zerstörten Nachkriegseuropa Nothilfe zu leisten. Durch den Wirtschaftsaufschwung in den 50er Jahren waren die ersten Länder bald selbst in der Lage für ihre Kinder zu sorgen. Darüber hinaus wollten die Länder, denen geholfen wurde, in Zukunft die Hilfe auch Kindern in anderen Ländern ermöglichen. Über die nächsten Jahrzehnte weitete UNICEF den Einsatz für das Leben und die Rechte jedes Kindes auf die ganze Welt aus, 1962 wurde UNICEF Österreich als Verein gegründet. Heute ist UNICEF in mehr als 190 Ländern aktiv und hilft Millionen Kindern in Not.

Video: Die Geschichte von UNICEF

Aktuelle Kampagne: TV-Spot „JETZT gemeinsam für Kinder in Not“