Festakt #APA75
Van der Bellen: „APA ist medial fast allgegenwärtig“ - Mair: „Vertrauen das wichtigste Kapital“ - Pig: „Gründung der APA ringt mir großen Respekt und Dankbarkeit ab“
Die APA – Austria Presse Agentur beging am 6. Oktober 2021 ihr 75-jähriges Jubiläum als unabhängige, genossenschaftlich organisierte Nachrichtenagentur mit einem Festakt. Zum Auftakt des Events im Wiener Arsenal würdigte Bundespräsident Alexander Van der Bellen die APA. Diese stelle mit ihren verlässlichen, faktenbasierten und möglichst objektiven Nachrichten eine „Grundlage für die liberale Demokratie“ dar und sei ihm zudem „ständige Begleiterin“.
Zu den Festgästen zählten Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Bundesministerin für EU und Verfassung Karoline Edtstadler (ÖVP), Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration Susanne Raab (ÖVP), der ehem. Außenminister und jetzige Bundeskanzler Alexander Schallenberg sowie zahlreiche weitere führende Persönlichkeiten aus Medien, Politik und Wirtschaft.
„Die APA ist ubiquitär“, eröffnete Van der Bellen seine Rede, um es kurz darauf einfacher auszudrücken: „Sie ist medial fast allgegenwärtig.“ Seit seiner Zeit als Politiker sei die APA eine „ständige Begleiterin“ gewesen. „Ich kann mich beim besten Willen an keine Pressekonferenz von mir erinnern, an der die APA nicht teilgenommen hätte.“ Damit erfülle die Nachrichtenagentur ihren Auftrag: „Über Vorgänge, Verhältnisse und Zustände in der Politik zu berichten. Rasch, unabhängig und objektiv“, so Van der Bellen.
„Verlässliche, vertrauenswürdige, faktenbasierte und möglichst objektive Nachrichten sind die Grundlage für unsere liberale Demokratie“, erinnerte der Bundespräsident. Die Herstellung dieser Grundlage sei Aufgabe freier und unabhängiger Medien. „Dass die APA uns das liefert, tagtäglich, Stunde für Stunde, Minute für Minute, dafür möchte ich Ihnen heute danken und alles Gute zu Ihrem Jubiläum wünschen“, sagte Van der Bellen.
Markus Mair, Präsident des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und Vorstandsvorsitzender der Styria Media Group, blickte in seiner Festrede zunächst auf die Anfänge der APA als Genossenschaft zurück. „Überaus bemerkenswert“ sei es gewesen, dass sich die damaligen österreichischen Tageszeitungen nach dem 2. Weltkrieg zusammenschlossen, um eine vom Staat unabhängige Nachrichtenagentur zu gründen – auch wenn der parteipolitische Einfluss aufgrund der zahlreichen Parteizeitungen in den ersten Jahren unverkennbar gewesen sei. Heute werde die redaktionelle Unabhängigkeit der APA auch durch die wirtschaftliche Unabhängigkeit und Stärke sichergestellt. „Das ist, wenn Sie so wollen, die DNA der unabhängigen Nachrichtenagenturen.“
Als gegenwärtige Herausforderung identifizierte Mair unter anderem Fake News und Manipulationen. Die vor zwei Jahren eingerichtete Faktencheck-Plattform der APA habe sich in diesem Zusammenhang bewährt. „Denn das Vertrauen all ihrer Kunden ist für die APA, aber auch für die Medienunternehmen verlegerischer Herkunft das wichtigste Kapital“, hielt der VÖZ-Präsident fest. Abseits des Vertrauens als „stabiler Währung“ sei Diversifikation im IT-Bereich zweifelsohne der „Schlüssel zur Bewältigung der zukünftigen Herausforderungen im Bereich der Digitalisierung“.
Im Anschluss wandte sich Clemens Pig, geschäftsführender Vorstand der APA, an die Festgäste. „Die Gründung der APA vor 75 Jahren ringt mir persönlich großen Respekt und ebenso große Dankbarkeit ab“, sagte er. Denn die Gründerväter hätten zwei Dinge von grundlegender Bedeutung erkannt: Die APA in der Rechtsform als Genossenschaft aufzusetzen und die österreichischen Medien zu deren Eigentümern zu machen. Das sichere die redaktionelle Unabhängigkeit gegen externe Einflüsse und sei „ein geniales Setup“.
„Wenn es die APA als Gemeinschaftsunternehmen der Medien im Jahr 2021 noch nicht gäbe, dann würde man sie ganz bestimmt noch heute Abend gründen“, sagte Pig. Dabei würde man aber den Grundauftrag an die APA erweitern und gemeinsame Technologie- und Digitallösungen für den Medienmarkt hineinschreiben. Denn der Bedarf nach IT-Dienstleistungen werde laufend größer, worauf die APA auch reagiere. Spannend seien vor allem Projekte, die die APA als medienübergreifende Initiative betreibt: etwa die Austria Videoplattform oder der digitale Zeitungsstand Austria-Kiosk. Besonders erfreut zeigte sich Pig über die Anwesenheit von zahlreichen Spitzen-RepräsentantInnen europäischer Nachrichtenagenturen. Der professionelle Austausch mit diesen sei besonders wichtig.
Karin Thiller, Geschäftsführerin der APA, betonte, dass sich die Nachrichtenagentur stets weiterentwickle. So sei man derzeit bemüht, die bestehenden Plattformen in eine neue Form zu bringen. „Wir sind gerade dabei, unser Nachrichtenflaggschiff, den APA-OnlineManager, weiterzuentwickeln, um ihn in ein zeitgemäßes Gewand zu kleiden.“ Auch habe man neue Berufsbilder geschaffen – etwa den Chief Digital Officer oder den Verification Officer. Aufgrund ihrer genossenschaftlichen Struktur sei die APA eine Plattform, wo „Lösungen allen quer über die Medienbranche zugutekommen“, betonte Thiller das verbindende Element der Nachrichtenagentur, die sie nicht nur als organisatorische, sondern auch als technologische Plattform sehe.
APA-Chefredakteur Johannes Bruckenberger strich die Unabhängigkeit als Basis für die tägliche journalistische Arbeit heraus. Diese sei bei der Gründung „hart erkämpft“ worden. Denn eine freie Presse brauche unabhängige Nachrichtenagenturen, die den „free flow of information“ sichern. Man begebe sich täglich auf die Suche nach den Fakten und der bestmöglichen Version der Wahrheit, was im Zeitalter der Desinformation wichtiger denn je sei, so der APA-Chefredakteur. Dabei stütze man sich auf Tugenden wie Abstand halten, faktenbasierte Recherche, Ausgewogenheit, Quellentransparenz und unbotmäßigen Interventionen nicht nachzugeben, aber dennoch transparent und angstfrei mit eigenen falschen Einschätzungen und Fehlern umzugehen. „Wobei das oberste Gebot ist: Richtigkeit vor Schnelligkeit“, schloss Bruckenberger seine Rede.
Im Anschluss an mehrere Festreden erörterten MedienexpertInnen in einer Podiumsdiskussion zum Thema „Unabhängige Medien: Wert und Währung in einer neuen Meinungsökonomie“ aktuelle Herausforderungen sowie Ansätze für die Erhaltung der Glaubwürdigkeit und den Erfolg von Medien:
Podiumsdiskussion: „Unabhängigkeit notwendiger denn je“
Unabhängige Medien sind in Zeiten einer neuen Meinungsökonomie wichtiger denn je. Darin waren sich die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion einig. Um die wichtige Funktion des Qualitätsjournalismus für die Demokratie zu bewahren, müsse der Glauben des Publikums an diesen gestärkt und an einem Strang gezogen werden.
„Unabhängigkeit ist notwendiger denn je“, meinte Hermann Petz, Vorstandsvorsitzender der Moser Holding und langjähriger Vorstandsvorsitzender der APA. Zeitgleich sei es schwieriger denn je, einen Diskursraum so einzugrenzen, dass eine fruchtbringende Diskussion stattfinden könne. „Dafür sind Qualitätsmedien wesentlich“, so Petz. Denn deren Meinung würde im Vorfeld nicht feststehen – in den sozialen Medien und auf so manchem Stammtisch sei das leider oft nicht der Fall.
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz betonte, dass das Publikum an das journalistische Produkt glauben müsse. In Österreich stehe man im internationalen Vergleich gut da. „Das müssen wir bewahren“, so Wrabetz. Damit dies gelingt, dürften sich Qualitätsmedien „nicht auseinanderdividieren lassen“. „Wir müssen uns weiterentwickeln und dürfen nicht in Selbstgefälligkeit verharren“, so der ORF-Chef. Dabei empfahl Wrabetz, Ländergrenzen zu überschreiten. „Wir müssen gemeinsam auf europäischer Ebene dafür eintreten, dass funktionierende mediale Ökosysteme erhalten bleiben.“ Als der Glaubwürdigkeit der APA „zuträglich“ erachtete er, dass sie auch ihren größten Genossenschafter – den ORF – kritisieren könne. „Das gehört dazu“, so der ORF-Generaldirektor.
Mit „viel mehr Medienjournalismus und Selbsterklärung“ würde das Publikum den Wert „Unabhängigkeit“ eventuell noch mehr wertschätzen, sagte Daniela Kraus, Generalsekretärin des Presseclub Concordia. Sie sah Qualitätsjournalismus von vielen Seiten bedroht. So gebe es in ganz Europa Bestrebungen der Politik, unabhängigen Journalismus zu kontrollieren. Auch würden JournalistInnen zusehends mit strategischen Klagen eingedeckt, die zur Einschüchterung dienen sollen, erinnerte Kraus. Auf Unternehmensebene müsse man sich daher stets fragen, wie Journalisten vor Einflussnahme geschützt werden können und ob Redaktion und kaufmännischer Bereich so strikt getrennt sind, wie es der Fall sein sollte.
Hermann Petz erhielt Alfred-Geiringer-Ehrenring
Hermann Petz, Vorstandschef der Moser Holding und seit 2003 Vorstandsvorsitzender der APA, erhielt im Rahmen des Festakts den Alfred-Geiringer-Ehrenring der APA.
„Hermann Petz lebt die Unabhängigkeit der APA als Berufung“, würdigte ihn Clemens Pig, Geschäftsführender Vorstand der APA, in seiner Laudatio. „Wo sich andere in den heutigen Zeiten in den Vordergrund stellen, stellt er seine Person zurück und macht die Sache der APA selbst zum Zentrum seines Handelns – und das seit mittlerweile gezählten 144 Präsidialsitzungen und Hauptversammlungen in den vergangenen 18 Jahren unter seinem Vorstandsvorsitz“, so Pig. Zentrale unternehmerische Entwicklungen der vergangenen knapp zwei Jahrzehnte seien unmittelbar mit Petz und dem Wertesystem des unabhängigen Agenturjournalismus verknüpft.
„In meinem Alter habe ich doch schon so manche Ehrung bekommen, aber diese freut mich ganz besonders“, reagierte Petz auf die Auszeichnung. Seine Funktion als Vorstandsvorsitzender der APA habe er stets „im Geiste Alfred Geiringers ausgeübt“. „Ich werde die Auszeichnung in Ehren halten“, bedankte sich der Tiroler Medienmanager nicht nur bei ehemaligen und gegenwärtigen APA-Geschäftsführenden, sondern auch bei den Genossenschaftern und Mitarbeitenden der Nachrichtenagentur.