Einfach verständlich
Mit „APA-TopEasy“ bietet die Redaktion der Austria Presse Agentur werktäglich Nachrichten in einfacher Sprache an – für den wachsenden Bedarf während der Corona-Krise jetzt auch kostenlos für alle Unternehmen und Organisationen.
Zu Hause bleiben, um Leben zu retten – das ist in Zeiten einer Pandemie eine der wichtigsten Devisen. Doch wer muss trotzdem hinaus, um etwa an seinen Arbeitsplatz zu gelangen? Für wen stehen Kinderbetreuungseinrichtungen nach wie vor bereit? Unter welchen Umständen darf man die Wohnung verlassen? In Krisensituationen ist eine funktionierende Informationsversorgung für alle Bevölkerungsgruppen besonders wichtig, um größeren Schaden für die gesamte Gesellschaft abzuwenden. Entscheidend ist letztlich nicht, wie viel kommuniziert wird oder über welche Kanäle, sondern ob die relevanten Botschaften von den Menschen verstanden werden.
Rund 33 Prozent der Erwachsenen haben laut einer Studie der Universität Hamburg Lese- und Verständnisschwierigkeiten. Auf Österreich umgelegt bedeutet das, dass hierzulande rund 1,9 Millionen Menschen nicht in der Lage sind, sinnerfassend zu lesen und das herkömmliche Informationsangebot von Behörden, Medien und Unternehmen daher nur eingeschränkt nutzen können. Neben Menschen mit Lernschwierigkeiten betrifft das auch viele mit Migrationshintergrund, mit Deutsch als Zweit- oder Drittsprache oder mit niedrigem Bildungsniveau. Das Nicht-Verstehen von Texten hat für die Betroffenen, aber auch für die Gesellschaft insgesamt, gravierende Folgen, vor allem in Ausnahmesituationen, wenn es etwa wichtig ist, zu verstehen, aus welchen Gründen man gerade aus dem Haus gehen darf oder nicht.
Nachrichten in einfacher Sprache
Mit APA-TopEasy hat die APA ein Informationsangebot geschaffen, das Nachrichten in einfacher Sprache liefert, d.h. mit einem geringeren Komplexitätsniveau. Werktäglich verfasst die APA einen kompakten Überblick zu den Topmeldungen des Tages in leicht verständlichen Texten. Der Dienst enthält die vier bis sechs wichtigsten Meldungen des Tages und angesichts der aktuellen Krisensituation derzeit fast ausschließlich Berichte zu den Entwicklungen und Maßnahmen bezüglich Coronavirus. TopEasy-Nachrichten werden bereits von einer Reihe von Medien und Organisationen eingesetzt und sind z.B. im ORF TELETEXT abrufbar.
Der ORF TELETEXT veröffentlicht seit Sommer 2017 ab Seite 470 mit den „Nachrichten leicht verständlich“ (Sprachstufe B1) bzw. seit Dezember 2018 mit den „Nachrichten leichter verständlich“ (Sprachstufe A2) das APA-Nachrichtenservice in einfacher Sprache, Specials wie zum Brexit und zur Corona-Krise sind ab Seite 570 bzw. 580 zu finden. Julia Gessl, Leitung Teletext Service, erklärt: „Es ist für uns sehr wichtig, dass wir im ORF TELETEXT regelmäßig und verstärkt auch in Zeiten großer Verunsicherung, Menschen mit Leseschwierigkeiten oder jenen, die Deutsch als zweite, dritte Sprache lernen, mit diesen Services unterstützen und Orientierung geben können.“
Als Antwort auf den akut wachsenden Bedarf, stellt die APA für die Dauer der Corona-Ausnahmesituation den Nachrichtendienst in einfacher Sprache für alle Unternehmen und Institutionen kostenlos zur Verfügung. Die Übermittlung der Nachrichtenmeldungen erfolgt täglich in Form eines E-Mail-Newsletters. Die Anmeldung dazu ist unter der E-Mail-Adresse topeasy@apa.at möglich. Die tagesaktuellen Nachrichtenmeldungen in einfacher Sprache können auch auf der Website von APA-Science nachgelesen werden.
Ein aktuelles TopEasy-Special klärt in einfacher Sprache über wichtige Fragen zum Thema Coronavirus auf: Was ist in Österreich derzeit erlaubt? Welche Regeln gelten beim Einkaufen? Darf man überhaupt noch verreisen? Was ist überhaupt Kurzarbeit? etc.
Als Content on Demand bietet die APA auch Übersetzungen von individuellen Texten in einfache Sprache für Unternehmen und Organisationen an. Neben Texten können auch (Auftrags-)Infografiken in eine leicht verständliche Version „übersetzt“ werden.
Ein wichtiger Partner des Projektes ist das Grazer Unternehmen Capito, das die APA vor allem in der Anfangsphase aktiv unterstützt hat und nach wie vor beratend tätig ist. Capito ist auch Initiator und Betreiber einer gleichnamigen App, die barrierefreien Zugang zu Information bietet – unter anderem auch TopEasy-Nachrichten der APA. Die App ist für Android und iOS verfügbar.
Vertrauensverlust und höhere Kosten
Die steigende Nachfrage nach Information in einfacher Sprache zeigt, dass viele Behörden und Unternehmen die Diskrepanz zwischen dem Komplexitätsniveau ihrer Kommunikation und der Lesekompetenz großer Bevölkerungsgruppen erkannt haben. Umständliche Formulierungen, Fachbegriffe und unnötig komplexe Sprache werden von vielen Menschen als störend empfunden, verärgern diese sogar und schwächen das Vertrauen in Unternehmen und Behörden. In einigen Fällen entstehen auch zusätzliche Kosten, wenn aufgrund nichtverstandener Texte die Anzahl der Nachfragen steigt und mehr Service-Ressourcen für Kundenbetreuung oder Hotlines nötig werden. Der Erfolg von Unternehmen, politischen Parteien, Organisationen oder der öffentlichen Verwaltung hängt unmittelbar davon ab, ob sie von ihren Stakeholdern verstanden werden. Die beste Kommunikationsstrategie ist sinnlos, wenn die Botschaft nicht ankommt.
Wissenschaftliche Ergebnisse zeigen, dass Behörden und Firmen größtenteils auf einem Sprachniveau kommunizieren, das dem Kompetenzniveau vieler Menschen nicht entspricht.
Folgende Beispiele zeigen Informationen zum Coronavirus in den Sprachstufen B1 und A2:
Einfache Sprache Niveau B1
Was ist ein Virus?
Ein Virus ist ein Krankheits-Erreger. Das heißt, er kann bei Menschen oder Tieren Krankheiten auslösen. Außerhalb des Körpers sind Viren ungefährlich. Kommen die Viren jedoch zum Beispiel beim Atmen in den Körper, wacht der Virus auf. Dann dringen die Viren in die Zellen des Körpers ein, werden mehr und zerstören die Zelle. Dann wird man krank.
Wenn man niest, werden die Viren wieder in die Luft geschleudert. Dort werden sie von anderen Menschen wieder eingeatmet. So verbreiten sich die Viren sehr schnell.
Warum sollte man jetzt zuhause bleiben?
Menschen können viele Krankheiten haben, zum Beispiel Grippe oder Lungenentzündung. Unser Gesundheits-System und unsere Krankenhäuser sind so gut organisiert, dass sie Menschen mit diesen Erkrankungen helfen können. Der Corona-Virus ist so ähnlich wie die Grippe. Aber die Krankenhäuser sind nicht darauf vorbereitet, dass es nun plötzlich viel mehr Kranke gibt. Das ist schlecht, weil dadurch mehr Menschen sterben können.
Deshalb versuchen nun alle zusammenzuarbeiten, damit sich der Virus nur langsam ausbreitet. Damit kommen nicht so viele Menschen auf einmal ins Krankenhaus. Außerdem soll Zeit gewonnen werden, damit man Medikamente und Impfstoffe gegen die Krankheit finden kann.
Einfache Sprache Niveau A2
Was ist ein Virus?
Ein Virus ist ein Krankheits-Erreger.
Er kann die Menschen krank machen.
Die Viren könnten zum Beispiel
beim Atmen in den Körper kommen.
Dort werden sie dann immer mehr
und schaden dem Körper.
Dann wird man krank.
Beim Niesen kommen die Viren in die Luft.
Dort werden die Viren von anderen Menschen
wieder eingeatmet und werden noch mehr.
Warum sollen die Menschen jetzt zuhause bleiben?
Menschen können viele Krankheiten haben.
Unsere Krankenhäuser können den Kranken
normalerweise sehr gut helfen.
Der Corona-Virus kann aber viele Menschen
zur gleichen Zeit krank machen.
Dann müssen sehr viele Kranke
gleichzeitig ins Krankenhaus.
Dann funktioniert das Krankenhaus
aber nicht mehr so gut wie sonst.
Dann würden mehr Menschen
am Corona-Virus sterben.
Deshalb ist es wichtig,
dass die Menschen zuhause bleiben.
So kann der Virus nur langsam
andere Menschen krank machen.
Außerdem haben die Forscher mehr Zeit,
Medikamente und Impfungen
gegen die Krankheit zu finden.