Maßnahmen verändern den Redaktionsalltag
Die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus haben auch den Arbeitsalltag in Österreichs Redaktionen verändert. Zeitungen und Fernsehsender haben möglichst viele Mitarbeiter ins Home Office geschickt, für jene, bei denen das nicht möglich ist, wurden Vorsichtsmaßnahmen wie erhöhte Hygienevorkehrungen und teilweise das Messen der Körpertemperatur eingeführt.
Die APA – Austria Presse Agentur hat auf Home Office umgestellt und die Anwesenheit im Newsroom massiv reduziert. Derzeit ist nur mehr ein Prozent der Arbeitsplätze belegt. Der Rest des Redaktionsteams arbeitet dezentral. In der APA gibt es zwecks Minimierung des Ansteckungsrisikos ressortweise mehrere Teams, die voneinander unabhängig arbeiten. Die Newsroom-Anwesenheit ist drastisch heruntergefahren, so dass die gesamte redaktionelle Produktion de facto von außerhalb des Newsrooms erledigt werden kann. Daneben gibt es Ausweichbüros, die ebenfalls genutzt werden können.
Eine wichtige Rolle kommt der APA – neben dem ORF – derzeit bei der Information der Bevölkerung zu. Die von Staat und Regierung unabhängige Nachrichtenagentur sammelt und kuratiert etwa Medien- und Journalisten-Fragen rund um die Pressekonferenzen der Regierung im Bundeskanzleramt.
Bei den „Salzburger Nachrichten“ haben die aktuellen Entwicklungen den Redaktionsalltag „völlig verändert“, wie Chefredakteur Manfred Perterer im Gespräch mit der APA sagte. „Wir haben kleine Teams gebildet, die in der Redaktion die Zeitung und online planen“, sagte er. Die anderen Mitarbeiter arbeiten von zuhause aus. Zudem wird, wie in anderen Redaktionen, darauf geachtet, die Arbeit so zu organisieren, dass die Produktion auch dann nicht gefährdet ist, sollte eine Infektion mit dem Coronavirus innerhalb des Redaktionsteams auftreten.
Der Umfang der Zeitung sei „etwas reduziert worden“, aber „nicht dramatisch, weil wir ja eine Versorgungspflicht gegenüber unseren Lesern haben“. So arbeiteten derzeit beispielsweise einige Angestellte aus dem Sportressort im Digitalbereich mit. Zudem wolle man verstärkt auch „niveauvolle Zerstreuung“ anbieten, wie anspruchsvolle Rätsel, Fortsetzungsromane oder größere Reportagen. Information sei wichtig, aber auch Geschichten, die „Balsam für die Seele“ sein könnten. Die gedruckte Zeitung sei in Zeiten wie diesen jedenfalls „ein Hort der Ruhe und Verlässlichkeit“, zeigte sich Perterer überzeugt, was auch die steigenden Print-Abozahlen zeigten.
Auch bei der „Presse“ hält eine kleine Kernmannschaft bestehend aus Chefredaktion, Ressortleitern, Redakteuren sowie Layoutern und Grafikern den Betrieb in der Redaktion aufrecht, der Großteil der Mitarbeiter arbeitet von zuhause aus. Die morgendliche Redaktionskonferenz wird telefonisch abgehalten. „Unser Ziel ist, dass wir komplett von außerhalb produzieren können“, sagte Florian Asamer, stellvertretender Chefredakteur der „Presse“, zur APA. Das Produkt soll in gewohnter Form zur Verfügung gestellt werden. Energie und Motivation der Mitarbeiter seien sehr hoch, denn es sei auch ein Privileg, trotz der Beschränkungen arbeiten zu können, und einen sinnvollen Beitrag zu leisten, so Asamer.
Im „Kurier“ arbeiten im Newsroom nur noch ein gutes Dutzend statt rund 150 Mitarbeiter. Alle anderen sind zu Hause, teilte Chefredakteurin Martina Salomon mit. Die Redakteure haben digitale Zugriffsmöglichkeiten bekommen und die Technik wurde verstärkt. Außerdem wurde die Mannschaft in zwei Teams geteilt, die einander nicht mehr begegnen dürfen. So soll vermieden werden, dass im Falle einer positiven Testung eines Kollegen alle gleichzeitig in Quarantäne kommen. Im Haus sind derzeit nur noch Chefredaktion, Print- und Online-Chefs vom Dienst sowie die Ressortleiter und Grafiker.
Die „Wiener Zeitung“, die komplett aus dem Home Office produziert wird, bietet seine Digitalausgabe vier Wochen lang gratis an. Auch das „Oberösterreichische Volksblatt“ steht beispielsweise derzeit gratis als E-Paper zur Verfügung.
Auch der Arbeitsalltag bei den Fernsehsendern hat sich verändert. Für die Mitarbeiter des ORF gilt ebenfalls Home Office, mit Ausnahme jener, die für den Sendebetrieb vor Ort sein müssen. Beim Zutritt zu den ORF-Standorten wird wie berichtet die Körpertemperatur kontrolliert. Der ORF hat indes weitere Maßnahmen gesetzt, um den Betrieb sicherzustellen. So wurde etwa für den Notfall ein Stadt-Studio 2 in der Wiener Stiftskaserne eingerichtet und zahlreiche Sendungen werden aus isolierten Studiobereichen gesendet. Einzelne Teams, u.a. Zeit-im Bild, Ö3 oder Landesstudios, sind dafür 24/7 in isolierte Areale gezogen.
Teleworking gilt auch für viele Servus-TV-Mitarbeiter. Man habe Notfallpläne ausgearbeitet, die täglich evaluiert würden, hieß es in einer Stellungnahme von Intendant Ferdinand Wegscheider gegenüber der APA. Die „Servus Nachrichten“ um 19.20 Uhr wurden verlängert, zusätzlich wurden Spätnachrichten um 21.10 Uhr eingeführt.
ProSiebenSat.1 Puls 4 hat ebenfalls einen mehrstufigen Maßnahmenplan vorbereitet, teilte eine Sprecherin mit. Zahlreiche Mitarbeiter arbeiten von zuhause aus. Für jene, deren Aufgaben sich nicht ins Home Office verlegen lassen, wie der Bereich Studio- und Regie-Betrieb, die Sendeabwicklung oder die tagesaktuellen Redaktionen, wurde vermehrt auf erhöhte Hygienevorkehrungen gesetzt, demnächst soll es auch Fiebermessungen beim Eingang geben. Viele Shows wie zum Beispiel „Pfusch am Bau“ (ATV) oder „Sehr witzig“ (Puls 4) seien mit großem Vorlauf produziert worden, bei „The Masked Singer“, das erst vor kurzem gestartet ist, bemühe man sich sehr, die Produktion fortsetzen zu können, hieß es. In einer turbulenten Zeit wie dieser halte man neben der durchgehenden News-Berichterstattung auch die Unterhaltung für „enorm wichtig“, wurde betonte.