Check, re-check, Faktencheck
Fake News, Gerüchte und Propaganda nehmen in digitalen Kanälen massiv zu – mit „APA-Faktencheck“ will die APA-Redaktion nun gegensteuern.
Kernaufgabe von Medien ist das Bereitstellen vertrauenswürdiger, zuverlässiger und korrekter Inhalte. Das steigende Fake-News-Aufkommen stellt Redaktionen dabei allerdings vor neue Herausforderungen. Die APA begegnet diesen mit einem neuen ressortübergreifenden Team, das unter der Leitung von APA-Verification-Officer Florian Schmidt im Internet kursierende Behauptungen auf ihre Plausibilität prüft. Der jeweilige Verifikationsvorgang wird unter „APA-Faktencheck“ im APA-OnlineManager (AOM) sowie auf einer eigenen Website veröffentlicht.
Hilfe beim Einschätzen und Bewerten von Information
Check, re-check und double-check gehört für Nachrichtenagenturen schon immer zum journalistischen Handwerk.
Johannes Bruckenberger
„Check, re-check und double-check gehört für Nachrichtenagenturen schon immer zum journalistischen Handwerk. Die Verbreitung von richtigen, glaubwürdigen und vertrauenswürdigen Informationen ist unser Kerngeschäft“, sagte APA-Chefredakteur Johannes Bruckenberger. „Der APA-Faktencheck soll eine zuverlässige Hilfe beim Einschätzen und Bewerten von Informationen bieten. Durch das Aufzeigen objektiver Sachverhalte wird im Idealfall ungerechtfertigten Vorurteilen entgegengewirkt und Manipulationsversuche werden unterbunden“, so Bruckenberger.
Gegengewicht zu Desinformation
APA-Geschäftsführer Clemens Pig betonte die gesellschaftliche Bedeutung der Initiative: „Die steigende Menge an Desinformation ist eine Gefahr für die demokratische Gesellschaft. Sie erfordert ein starkes Gegengewicht an faktenbasierter, korrekter, überprüfter und zuverlässiger Information. Das liefert der neue APA-Faktencheck.“
Relevant für den APA-Faktencheck werden fragwürdige Informationen oder Behauptungen, wenn sie „viral gehen“ und somit ein gesellschaftliches Interesse entsteht bzw. wenn sie auf die Meinungsbildung einer großen Anzahl von Menschen einwirken. Das können Nachrichtenthemen mit großer medialer Aufmerksamkeit sein oder auch Social-Media-Postings mit zahlreichen „Shares“. Eine bedeutsame Reichweite ist auf jeden Fall nötig; zweifelhafte Behauptungen in geschlossenen Foren oder Postings mit fehlender Interaktion sind in der Regel nicht relevant.
Ein starkes Gegengewicht an faktenbasierter, korrekter, überprüfter und zuverlässiger Information.
Clemens Pig
Die Faktenchecks sind über die Website http://go.apa.at/flO3vxL1 beziehungsweise http://go.apa.at/8rQboU7e abrufbar. Seit Monatsbeginn wurden dort bereits mehrere Verifikationsmeldungen publiziert. Der Schwerpunkt lag zuletzt vor allem auf Themen im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Unter anderem wurden Informationen rund um das Medikament Ibuprofen, erkrankte Skiurlauber aus Skandinavien oder kolportierte Delfin-Sichtungen in Triest recherchiert.
Folgendes Beispiel zeigt die Arbeitsweise und Tipps und Tricks der Faktenchecker:
Einer der jüngsten Faktenchecks der APA hat sich mit einem vermeintlich freudigen Ereignis im Hafen von Triest auseinandergesetzt. Durch den Rückzug der menschlichen Bevölkerung in ihre Wohnungen sollen im Hafen von Triest wieder Delfine gesichtet worden sein. Dies berichten mehrere User in sozialen Netzwerken, oft verweisen sie auf ein Facebook-Video der Seite „Lignano Journal“. Das Video zählte innerhalb weniger Tage fast eine Million Views.
Der Schlüssel zur Verifizierung dieses Videos lag in der Lokalisierung des Ortes der Aufnahme. In diesem ist ein Pier mit Anlegepollern, eine italienische Fahne und ein weißes Gebäude mit außergewöhnlichem Dach zu sehen. Auf der linken Seite ist Festland zu erkennen.
Eine Überprüfung aller Piers im Hafen von Triest ergab, dass das Video nicht aus Triest stammen kann. Es gibt zwar mehrere Piers, die so ausgerichtet sind, dass das Festland auf deren linker Seite eine ähnliche Kulisse bildet. Allerdings finden sich auf diesen keine vergleichbaren Gebäude.
Durch eine Google-Suche mit den Suchbegriffen „coronavirus“ und „delfino“ konnten ähnliche Berichte in italienischen Medien wie „La Sicilia“ oder „Il Picolo“ gefunden werden. Diese geben den Ort der Delfinsichtung mit „Luna Rossa Cagliari“, im Süden der Mittelmeerinsel Sardinien, an (Bild unten). Ein Vergleich der Bilder des Sportvereins „Luna Rossa Prada Pirelli Teams“ in Cagliari mit den Screenshot aus dem Video zeigt, dass es sich eindeutig um denselben Standort handelt.
Zur vollständigen Dokumentation des Faktencheck
Das Faktencheck-Team nimmt Anregungen zu möglichen Themen entgegen: faktencheck@apa.at
Allgemeine Regeln und Verifizierungsprozess des APA-Faktencheck: APA-Faktencheck
@APA_Faktencheck auf Twitter
Die transparente Darstellung eines APA-Faktenchecks besteht aus drei Teilen:
1) Zu Beginn wird die zu überprüfende Information wiedergegeben. Was wurde von wem behauptet?
2) Danach wird die Einschätzung der Information anhand des abgeschlossenen Verifizierungsprozesses vorweggenommen. Was ist richtig, was ist falsch?
Die Erkenntnisse aus dem Faktencheck der APA sollen den Leserinnen und Lesern bei der Bewertung der fragwürdigen Behauptung helfen. Im Falle von „Fake News“ im Sinne von in Fälschungsabsicht verbreiteten Behauptungen soll dies gleich zu Beginn ein Korrektiv mitliefern, damit die Desinformation nicht zu lange unwidersprochen bleibt.
3) Anschließend wird transparent offengelegt, welche Verifizierungsschritte und Recherchen zu dem Thema erfolgt sind und auf welche Fakten sich die Einschätzung des Faktencheck-Teams der APA stützt. Wie kommen wir zu unserer Beurteilung?
Nach dem Verifikationsprozess kann im Idealfall festgestellt werden, ob die Information eindeutig richtig oder falsch ist. Manchmal führt die Überprüfung allerdings zu keinen konkreten oder zweifelsfreien Ergebnissen. In diesem Fall sind auch die Bewertungen überwiegend richtig bzw. überwiegend falsch oder nicht einschätzbar möglich.