160 Jahre Presseclub Concordia
Bundespräsident Alexander Van der Bellen: „Klassischer Journalismus heute wichtiger denn je“
Der Presseclub Concordia, die älteste noch existierende Journalistenvereinigung der Welt, hat am 7. November seinen 160. Geburtstag gefeiert. Bundespräsident Alexander Van der Bellen hielt in seiner Festrede anlässlich des Jubiläums ein Plädoyer für die Bedeutung von unabhängigem Journalismus. Der klassische Journalismus sei heute wichtiger denn je, betonte er.
„Ich möchte mich darauf verlassen können, dass das, was ich lese, nicht fake ist“, sagte Van der Bellen im Rahmen des Festakts in den Räumlichkeiten des Clubs in der Bankgasse 8 im ersten Wiener Bezirk. „Es gehört zu Ihren Aufgaben, zu hinterfragen und zu kritisieren“, richtete er sich an die Journalistinnen und Journalisten. Dazu brauche es auch „Mut, Standfestigkeit und Zivilcourage“, um „den zahlreichen Interventionen vorher oder nachher standzuhalten“.
„Wie wichtig unabhängiger Journalismus ist, durften wir heuer erleben – in Folge des 17. Mai (dem Tag der Veröffentlichung des Ibiza-Videos, Anm.) – ein traumatischer Tag“, meinte Van der Bellen. Hier habe „eine wichtige Säule der liberalen Demokratie gehalten“.
Die Fülle an Informationen, „Fake News“ und der digitale Umbruch erschwerten die Arbeit allerdings. „Guter Journalismus ist nicht kleinzukriegen“, zeigte er sich dennoch zuversichtlich. Er hoffe, dass sich die künftige Regierung der Frage nach dem zukünftigen Geschäftsmodell für den Journalismus widmen werde. „Für die Weiterentwicklung einer liberalen Demokratie sind freie unabhängige Medien und Journalistinnen und Journalisten, die ihren Beruf ernst nehmen, unabdingbar“, betonte er.
Auch Concordia-Präsident Andreas Koller zeigte sich überzeugt, dass Journalismus heute – „in Zeiten von Fake News und Social Media“ – wichtiger denn je sei. Journalistinnen und Journalisten müssten die klassische Funktion des Gatekeepers wahrnehmen und „den Informationsschrott, der über uns hereinbricht“, sortieren.
Erschwert werde die Arbeit allerdings sowohl durch die ökonomische Krise der Medien als auch dadurch, dass Medienpolitik häufig mit Machtpolitik verwechselt werde. Die Ressourcen der Gegenüber seien ins Unermessliche gewachsen, wies er auf die „Heerscharen von Spindoktoren“ hin. Eine wesentliche Aufgabe des Presseclubs Concordia bestehe darin, Akteur in der Medienpolitik zu sein. „Da werden wir nicht nachlassen. Sie werden noch viel von uns hören“, versprach er.
Zuvor hatte Generalsekretärin Daniela Kraus an das Gründungsjahr 1859 und die Geschichte des Clubs erinnert. „Wir waren Sozialversicherung, Standesvertretung, Lieblingsfeind von Karl Kraus und heute sind wir medienpolitisch aktiver denn je“, sagte sie. „Seit 160 Jahren ist die Concordia vor allem eines, eine Gemeinschaft, in der die Diskussion und der Austausch gepflegt werden.“
Seit 160 Jahren wacht der Presseclub Concordia über journalistische Ethik und Meinungsfreiheit. Der Verein ist eine Trägerorganisation des Österreichischen Presserats und organisiert jährlich den traditionsreichen Concordia-Ball im Rathaus. Seit 1997 verleiht der Presseclub den Concordia-Preis für exzellente publizistische Leistungen in den Kategorien „Menschenrechte und Demokratie“ sowie „Pressefreiheit“.